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Ganz nah dran am Mandanten: „Es geht um nachvollziehbare Probleme“

 

Bye-bye, Beamtenstatus! Jonas Liermann (30) hätte es sich in seinem Job beim Finanzamt gemütlich machen können. Stattdessen legte er das Steuerberaterexamen ab und wechselte in die Wirtschaft. Bei ETL fand er schließlich, was er an seiner Arbeit am meisten schätzt: den persönlichen Kontakt zu den Mandanten.

Wenn Jonas einen Kundentermin wahrnimmt, sitzt er bisweilen mit drei Generationen an einem Tisch: der 90-jährigen Senior-Chefin, deren Kindern und Enkelkindern. „Eine kleine Unternehmensgruppe aus der Gegend, vor einigen Jahrzehnten gegründet. Und sie wird immer noch von der Familie gelenkt. Da macht es Spaß, sich persönlich auszutauschen“, erläutert er. „Im Gespräch kommen immer wieder auch andere Themen und Probleme auf, das ist sehr menschlich.“

Nach einem dreijährigen dualen Studium beim Finanzamt war für Jonas mit Anfang 20 klar: Das kann’s noch nicht gewesen sein. „Trotz Verbeamtung und der Möglichkeit, ein sicheres Leben mit guter Work-Life-Balance zu führen, konnte ich mir nicht vorstellen, die nächsten 40 Berufsjahre dort zu verbringen.“ Er wollte dazulernen, sich weiterentwickeln. Neben der Arbeit in der Finanzverwaltung bereitete er sich aufs Steuerberaterexamen vor. Nach erfolgreichem Abschluss wechselte er in die Wirtschaft zu einer international agierenden Gesellschaft. „Internationales Steuerrecht, große Konzerne – dort fehlte mir auf Dauer das Persönliche“, sagt er.

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Flexibilität statt Routine

Seit Februar 2022 arbeitet er bei ETL. Steuerrecht von A bis Z im betrieblichen und privaten Bereich, Jahresabschlüsse, Beratung zu Unternehmensstrukturierungen oder Gesellschaftsgründungen – sein Aufgabengebiet ist breit. Auch bei Spezialthemen wie Grundsteuerreform und Digitalisierung ist er Ansprechpartner, erstellt zudem Fortbildungskonzepte für Mitarbeiter.

„Wir sind Mittelständler und betreuen hauptsächlich Mittelständler. Man ist direkt am Mandanten, am Menschen. Es geht um Probleme, die man nachvollziehen kann“, sagt er. Die Hierarchien bei ETL sind flach: Jonas ist für seine Mandate zuständig, arbeitet Projekte selbst aus, stellt sie vor und bespricht sie mit den Mandanten. „Natürlich stehe ich dann auch gerade für meine Arbeit und muss die Verantwortung übernehmen“, ergänzt er.

Routine stellt dabei nur der Gang zur Kaffeemaschine im Büro dar. Wenn sich ein Mandant über Nacht gemeldet hat, müssen Probleme schnell gelöst werden und geplante Projekte warten. Danach richten sich auch die Arbeitszeiten. „Wenn nachmittags noch eine Anfrage reinkommt, bleibt man eben auch mal eine Stunde länger. Aber dann kommt man am nächsten Tag einfach etwas später ins Büro.“ Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind gefragt. Die Corona-Pandemie zum Beispiel bescherte immer neue Verordnungen. Auch aktuelle Themen wie die Energiepreispauschale müssen von heute auf morgen umgesetzt werden.

Dass es in deutschen Behörden beim Thema Digitalisierung hakt, ist kein Geheimnis. Viele Prozesse sind langwierig, Sachverhalte mit dem Finanzamt müssen postalisch oder per Fax geklärt werden. Jonas kritisiert den bürokratischen Aufwand und nennt ein Paradebeispiel: „Im Zuge der Grundsteuerreform wurden Bürger angeschrieben, die seit Jahren, seit Jahrzehnten keine Steuererklärung abgeben mussten. Da geht es um teils 100 Jahre alte Häuser, zu denen es einfach keine Unterlagen gibt.“ Liegen die Informationen den Behörden bereits vor, hapert es an der digitalen Verknüpfung. „Und dann muss eben der Bürger ran, der mit großem Aufwand die Steuererklärung ausfüllen muss.“

Bürokratie und komplizierte Steuererklärung sorgen für Frust

Auch im privaten Umfeld bemerkt der Steuerberater: Der Frust ist groß, die elektronische Steuererklärung für viele zu kompliziert. Dass er außerhalb seiner Arbeitszeiten in Steuerfragen konsultiert wird, bleibt nicht aus. „Da geht es häufig um Details, zum Beispiel, welche Kosten angerechnet werden können.“ Solche Fragen nerven ihn nicht, aber: „Ich bin ein Freund davon, berufliche Themen im Büro zu lassen.“

Pandemiebedingt arbeitete Jonas zwei Jahre lang im Homeoffice. Jetzt zieht er die Büroräume vor. „Ich mag es, einen geregelten Ablauf zu haben, die Kollegen zu treffen.“ Sport als Ausgleich zum Bürojob ist für ihn ein Muss. Wenn das Wetter passt, geht er laufen, im Winter ins Fitnessstudio. Das nahe Wochenende – der Interviewtermin fällt auf einen Freitagmorgen – will er am Abend mit einem Restaurantbesuch einläuten. Und am Sonntag geht es für ein paar Tage nach London. „Ich reise einfach gerne. Für mich ist es wichtig, auch mal rauszukommen, gerade jetzt, wo es wieder möglich ist.“